bachelorarbeit in zusammenarbeit
mit sarah yaparsidi
bachelor architektur und stadtplanung
universität stuttgart
2015, hamburg, stuttgart
Das unter Denkmalschutz stehende Ensemble des sogenannten City-Hofes mit seinen vier Hochhäusern gehört zu den städtebaulich exponiertesten Beispielen architektonischer Moderne der Hamburger Nachkriegsgeschichte. Er wurde Ende der 50er Jahre nach Plänen von Rudolf Klophaus erbaut und ist im Jahr 2015 Hauptthema einer großen öffentlichen Debatte um Abriss oder Erhalt. Obwohl der City-Hof seit 2013 unter Denkmalschutz steht, gibt es aus Sicht des Oberbaudirektors eine Reihe an Argumenten, die gegen den Erhalt der Häuser sprechen wie z.B. ungeprüfte bauliche Mängel, die unglückliche Fassadensanierung mit Eternit-Platten 1977 und die Verwahrlosung der Ladenpassage in der Sockelzone. Die Bachelorarbeit „City-Hofkultur“ macht sich diese Debatte zum Thema und setzt sich mit der Substanz der Hochhäuser und deren Sanierung auseinander. Durch eine sinnvolle Weiterentwicklung , neue Funktionen und eine neue städtische Verankerung wird eine Möglichkeit für den Erhalt des City-Hofes aufgezeigt.
Der Entwurf „City-Hofkultur“ hebt die Stärken der markanten Großstruktur hervor und hinterfragt städtebauliche Maßnahmen kritisch. Die identitätsstiftende Silhouette soll dabei beibehalten und der rationale und serielle Charakter des Ensembles neu interpretiert und transformiert werden. Aufgrund der misslichen Wohnsituation in Hamburgs Innenstadt sollen in den Hochhäusern zentral gelegene und bezahlbare Apartments für Studierende und alternative Wohnformen für Senioren entstehen. Dabei spiegelt sich der serielle Charakter des „City-Hofs“ in den konsequenten Grundrissen, wie auch in der Fassade wider. Zudem wird auf die verwahrloste Passage verzichtet, um den Raum durch großflächige öffentliche Nutzungen wieder im urbanen Kontext zu verankern.
Die für den Wohnungsbau untypisch Nord-Süd ausgerichteten Hochhäuser werden auf den Rohbau zurückgebaut und die bestehenden Eternit-Fassaden ersetzt. An die Südfassade, an der sich die Wohnräume orientieren, werden Balkone mit abgerundeten Trennwänden aus perforiertem und somit absorbierendem Beton angehängt, die sowohl als Sonnen-, aber hauptsächlich als Schallschutz in Richtung des stark befahrenen Klosterwalls fungieren. Die Balkone der nach Süden ausgerichteten Gemeinschaftsbereichen werden zu Loggien ausgebildet um mehr Innenraum und ein Varianz in der Fassade zu generieren.
Die ursprüngliche Passage des City-Hofs spannt mit ihrer klaren Nord-Süd Verbindung parallel zum Klosterwall und Johanneswall einen dritten innenliegenden Straßenraum auf, der heute ungenutzt und komplett verwahrlost ist. Um sich mehr in Richtung des Kontorhausviertels zu öffnen und den City-Hof wieder im urbanen Kontext der Stadt zu verankern, werden in der verbindenden Sockelebene zwischen den vier Hochhäusern öffentliche Nutzungen angesiedelt. Dort soll ein kulturelles Milieu entstehen, so dass der City-Hof nicht nur durch seine Lage, sondern auch thematisch Teil der „Kulturmeile Hamburg“ wird. Es entsteht eine kleine Markthalle, neue Räume für Start-Ups mit einem Kunstforum und ein Werkstatthaus. Um die Bewohner Hamburgs aktiv in das kulturelle Milieu der „City-Hofkultur“ zu integrieren, werden in allen drei Bereichen Kurse angeboten - Kochkurse, Grafik- oder Kunstkurse und handwerkliche Workshops. Somit stellen die öffentliche Funktionen im Sockel der „City-Hofkultur“ die Verbindung und Verankerung der privaten Wohnnutzung in den Hochhäusern mit der Stadt dar.